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1954

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Ein Mann der klaren Worte

DJK-Ehrenmitglied Paul Jakobi und ehemaliger Dompropst ist im Alter von 95 Jahren verstorben

Er war ein Reformer. Einer, für den die Einheit der Konfessionen eine Herzensangelegenheit war. Noch im hohen Alter stand er wie ein Fels in der Brandung zu seinen Überzeugungen und scheute auch nicht vor deutlichen Worten, auch wenn es Menschen gab, die sie nicht unbedingt hören wollten. Weder in ihrer Schärfe, noch in ihrer Klarheit. Inzwischen ist seine Stimme für immer verstummt. Im Alter von 95 Jahren verstarb der ehemalige Propst am Dom zu Minden und das Ehrenmitglied der DJK Dom Minden, Paul Jakobi, nach schwerer Krankheit am 13. März 2023.


Der Sport bestimmte sein Leben

Paul Jakobi war Olympiapfarrer in Montreal und Los Angeles – 2005 wurde der geistliche Beirat der DJK Dom Minden zum Ehrenmitglied ernannt.

Bereits auf seinem Einführungsgottesdienst im Mindener Dom machte Paul Jakobi deutlich, dass es ein Schwerpunkt seines Wirkens sein würde, den Menschen und damit auch den Jugendlichen ein mehr an Leben zu vermitteln. Damit schloss der neue Propst am Mindener Dom im Jahr 1988 (bis 2004) dort an, was er vorher schon zwei Jahrzehnte vorgelebt hatte. Der Sport war ihm in seinem Tun stets ein wichtiges Mittel, um Menschen miteinander zu verbinden. Von 1968 bis 1987 wirkte Jakobi als Geistlicher Beirat des DJK-Sportverbandes in dieser Funktion war er auch maßgeblich am Entstehen des Arbeitskreises ‚Kirche und Sport‘ beteiligt, dessen katholischer Vorsitzender er von 1984 bis 1987 war. Die Verdienste der „Sportpfarrers“ um die ethischen Werte des Sports und besonders um die Glaubwürdigkeit ethischen Handelns sorgten dazu, dass Jakobi im Rahmen des 25. DJK-Bundestags mit dem DJK-Ethik-Preis ausgezeichnet wurde.

1953 wurde er zum Priester geweiht

Bei den olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal und 1984 in Los Angeles betreute Paul Jakobi die deutsche Olympiamannschaft in geistlicher Hinsicht. 1972 war er auch in München mit von der Partie, musste aber zwei Tage vor dem terroristischen Anschlag gegen jüdische Sportlerinnen und Sportler zurück nach Düsseldorf abreisen, da er anschließend einen Termin im Ausland hatte. 

Olympia-Pfarrer bei Sommerspielen

„Der Olympiasieg ist wahrlich nicht der Gipfel des Lebens, aber ich habe noch nie wieder Minuten, nein, es waren Sekunden, so großer, tiefer Dankbarkeit empfunden wie bei meinem Olympia-Sieg in Mexico. Ich konnte danken, ohne zu bitten, konnte verzeihen, ohne Bedingung, fühlte mich fast zu reich von Gott beschenkt; alles Materielle entzog mir nur ein ironisches Lächeln, ich war mehr als glücklich, mehr als zufrieden, ich fühlte mich aufgehoben.“ Diese Worte richtete einst Ingrid Mickler-Becker an den Olympiapfarrer Paul Jakobi. 

Sehr gut an alle Geschehnisse, aber auch gerade die vorherigen fröhlichen Tage erinnern, kann sich Propst i.R. Paul Jakobi. Warum gerade der 1953 zum Priester geweihte Jakobi? Ganz einfach: Er, der in Bochum (bis 1957) und Paderborn (bis 1960) seine ersten beiden Stellen bekleidet hatte, übernahm von 1960 an die Aufgabe als Diözesan-Jugendseelsorger, wozu er vom Erzbistum Paderborn für die Jugendarbeit freigestellt wurde. „Wir haben damals in großer Zahl Kurse für Gruppenführer durchgeführt, Vorträge im Bistum gehalten und Zeltlager organisiert“, erinnert sich der im Januar 94 Jahre alt werdende Theologe. 

Als 1966 der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zurücktrat, wurde Paul Jakobi von den Jugend-Seelsorgern Deutschlands zum Nachfolger gewählt, mit Sitz in Düsseldorf. Zudem übernahm er zwei Jahre später auch das Amt des Geistlichen Beirats der Deutschen Jugend-Kraft (DJK) und wurde zudem Beauftragter für Kirche und Sport in Deutschland. „Im Auftrag der Deutschen Bischofs-Konferenz war ich der Kontaktmann zwischen dem riesigen Unternehmen Katholische Kirche und dem riesigen Unternehmen Deutscher Sport-Bund. Dadurch bin ich in die Mühle geraten, mit dem DSB zu verhandeln. Das war eine Zeit, in der man von sportlicher Seite her sehr interessiert an der Mitarbeit der Kirche war, weil ethische Werte im Sport für den DSB eine wichtige Rolle spielten“, so Jakobi.

In dieser Funktion war er in Montreal und Los Angeles direkt beteiligt. „In München war es dagegen in erster Linie die Vorbereitung, da ich noch andere Verpflichtungen hatte. Zudem war er 1980 in Moskau vorgesehen. Die Spiele fielen aber aus, da sich Russland im Krieg mit Afghanistan befand. 

Propst i.R. Paul Jakobi war 1972 in erster Linie in die Vorbereitung der Spiele eingebunden. „Für uns alle war es wichtig, sich deutlich von den Propaganda-Spielen 1936 abzusetzen und Gegensätze aufzuzeigen, die das andere Deutschland präsentieren und die Fröhlichkeit des Treffens der Welt zum Ausdruck bringen.“ Jakobis Vorschlag, vor der Eröffnungsfeier im Olympia-Stadion einen Gottesdienst für alle Weltreligionen durchzuführen, wurde zunächst als tolle Idee angesehen, dann aber doch verworfen. „Damals war die theologische Entwicklung noch nicht so weit wie heute. Wir wollten durch eine solche Aktion die gemeinsamen Werte der Religionen ins Bewusstsein der Menschen bringen.“ Gedanken wie Fairness, Menschenwürde, Frieden und Gerechtigkeit sollten in den Sport und in die Weltöffentlichkeit getragen werden.

Paul Jakobi war zudem aber auch eng mit der Schriftenreihe ‚Sonntag des Sports‘, die sich besonders mit ethischem Hintergrund von Sportereignissen befasst, verbunden.

Der ehemalige Dompropst war aber auch Antreiber und Begleiter der DJK Dom Minden verknüpft und hatte dem Verein und einen Menschen die Worte von Antoine de Saint-Exupery mit auf den Weg gegeben: „Wenn du ein gutes Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen und lasse sie Holz schlagen, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach der endlosen Weite des Meeres!“

Als langjähriger geistlicher Beirat der DJK Dom Minden wurde Paul Jakobi im Mai 2005 die Ehrenmitgliedschaft für den Verein ausgesprochen.


„Mit euch war ich Mensch.
Für euch war ich Priester.“
Aus Paul Jakobis Testament

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