Die Minden Wolves wollen dauerhaft von einer starken Jugend profitieren
Acht von zwölf Meisterschaftsspielen sind absolviert – und noch weisen unsere Minden Wolves eine weiße Weste auf. Einzig den Kachtenhausen White Hawks gelang es, das Wolfsrudel zu ärgern und fast zu Fall zu bringen. Nach dem letzten Heimspiel Anfang Juli folgte erst einmal eine dreiwöchige Sommerpause, bevor Headcoach Phil Gamble seine Jungs mit einem Teammeeting auf den entscheidenden Rest der Saison einstimmte.
Denn dort wird sich zeigen, ob die Wolves die bislang so erfolgreiche Saison auch zu einem weiteren meisterlichen Abschluss bringen können. Die Chancen auf den nächsten Meistertitel und damit verbundenen Aufstieg in die 3. Liga sind exzellent. Durch die Niederlage der White Hawks in Dortmund wuchs der Vorsprung unserer American Footballer auf den Verfolger auf vier Punkte an. Wenngleich die Schlappe der Lipper im ersten Moment sehr überraschend wirkte, so scheint die Dortmunder Mannschaft nicht mehr mit der, die in Minden noch mit 0:42 unter die Räder gekommen ist, vergleichbar zu sein. Und eben die ersten beiden Gastspiele nach der Sommerpause führen unsere Wölfe nach Kachtenhausen (25. August) und zu den Giants nach Dortmund (1. September). Bereits ein Sieg könnte mit Blick auf die dann noch ausstehenden Heimspiele gegen Mönchengladbach (14. September) und Wesseling (21. September) schon die halbe Miete sein.
Nicht auf die faule Haut legen
„Voraussetzung ist aber, dass wir uns im Sommer nicht in die Sonne legen, sondern uns auf unsere Endspiele entsprechend vorbereiten. Unsere Gegner werden das mit Sicherheit tun“, erwartet Sportdirektor Volker Krusche entsprechenden Einsatz im Vorfeld der Partien des letzten Drittels der Saison.
Leichte Unruhe in der Öffentlichkeit hatte kürzlich ein Artikel im Mindener Tageblatt über die Gebrüder Weiß ausgelöst, die ihre Rückkehr vom Football zum Fußball ankündigten. Seitens der Wolves kam keinerlei Reaktion darauf. „Auch hier gilt das Sprichwort „Wer sich verteidigt, der klagt sich an“. Jahr für Jahr verlassen Spieler Mannschaften. Und Jahr für Jahr kommen neue Spieler hinzu. Das ist doch ganz normal. Das ist doch auch bei uns nicht anders. Solche Entscheidungen sind stets persönliche und von daher jedem selbst überlassen. Was mich allerdings stört, ist die Tatsache, dass dort von einer Veränderung unserer Philosophie gesprochen wird. Und das stimmt definitiv nicht!“
Leif und Lars Weiß hatten als Grund für ihren Rückzug von den Minden Wolves u.a. angegeben, dass die Philosophie anfänglich eine andere gewesen wäre als heute. „Absoluter Quatsch“, sagt der Sportdirektor. „An unserer Philosophie hat sich nie etwas geändert. Wer nicht nur die Herren im Blick gehabt hat, der weiß das auch!“
American Football in Minden publik zu machen, sei seit der Aufnahme des Spielbetriebs 2021 das vorrangige Ziel gewesen. Daher habe man anfänglich als Zugpferde für die Öffentlichkeit auch gleich auf Verstärkung aus dem Mutterland des Footballs, den USA, gesetzt. „Das war genau das richtige Rezept, um auf uns aufmerksam zu machen. Und genau das ist uns auch gelungen“, so Volker Krusche. Die Zuschauer strömten ins Stadion, die Wolves wurden in der Öffentlichkeit wahrgenommen und Sponsoren entschieden sich zur Zusammenarbeit.
„Das Ganze war nur über unsere Imports möglich. Und letztlich spielt ja auch der sportliche Erfolg eine große Rolle bei der Wahrnehmung. Und eins stand immer im Vordergrund: Football is family! Wir wollten immer ein Projekt präsentieren, bei dem wir alle mitnehmen. Nur gemeinsam sind wir die angestrebte Football-Familie!“ Eines war aber immer klar: „Wir verstehen uns nicht als Projekt nur für die Herren, sondern es ist uns wichtig, auch einen Jugendbereich aufzubauen, ein Flag-Team zu gründen und mit etwas Abstand auch Kooperationen mit den Schulen anzustreben.
Ein Flagteam für die Jugend
Genau das ist unsere Philosophie, denn dauerhaft wollen wir das Gros unserer Spieler aus der eigenen Jugend rekrutieren, um die Zahl der Imports dauerhaft zu reduzieren. Und genau damit haben wir nach extrem kurzer Zeit auch angefangen.“ Durch Corona konnte man mit der Jugendarbeit erst 2022 starten. Damals habe man mit Kachtenhausen eine Spielgemeinschaft für eine U19 gebildet. „Zwei Jahre später schicken wir bereits eigenständige Wolves-Teams bei der U13, U16 und U19 ins Rennen und verfügen zudem über zahlreiche Coaches im Nachwuchsbereich. Darauf sind wir stolz. Und ich finde völlig zurecht!“
Fabrice Steinbach, René Lange oder Fabian Henßler seien im August vergangenen Jahres aus der Jugend gekommen und einige Monate später Starter in den Wolves-Spielen geworden. „Fabrice ist unser Quarterback, dem wir voll und ganz vertrauen. Und René zum Beispiel ist unsere Nummer eins unter den Runningbacks. Eklatant verantwortungsvolle Positionen. Und wir schenken unserem eigenen Nachwuchs das Vertrauen!“ Und um den Quarterback-Youngster Zeit und Sicherheit zu geben, habe man die Offensive-Line auch durch Imports verstärkt. „Ist das nicht nachvollziehbar? Das hilft unseren Talenten, sich weiter zu entwickeln!“
Daher würden solche Aussagen wie die eines „Philosophie-Wechsels“ die Minden Wolves in der Öffentlichkeit in einem falschen, einem schlechten Licht darstellen. „Wenn man die Zusammenhänge vielleicht nicht kennt, sollte man besser auch kein Urteil in der Zeitung abgeben.“
Und das Wolfsrudel hat inzwischen sogar den nächsten Schritt absolviert. „Am Besselgymnasium gibt es bereits eine Flagfootball-AG, andere Schulen zeigen auch Interesse. Und mit einer haben wir zuletzt sogar eine Projektwoche ‚American Football‘ mit anschließenden Spielen gegen das Besselgymnasium durchgeführt. Die Jugend ist unser aller Zukunft. Glaubt irgendeiner, dass wir Minden Wolves das nicht auch wissen?“
Mit Daniel Francis wurde bewusst ein amerikanischer Spieler nach Minden geholt, der bereits Erfahrungen mit dem von der NFL aus den USA geförderten Flagfootball-Programm für Schulen gesammelt hat. „Er kam nach Minden, um genau hier die entsprechenden Strukturen mit aufzubauen“, betont Sportdirektor Krusche. „Über all dem steht aber, dass wir solche Sachen nur umsetzen, wenn wir sie verlässlich mit Manpower unterstützen und leisten können. Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage, sonst würden wir unsere Glaubwürdigkeit verlieren.“