Bei der Eingewöhnung muss das Kind in der Kita ankommen und Sicherheit finden
In der Fachliteratur wird der Begriff „Eingewöhnung“ als Übergang eines Kindes von seinem Zuhause in eine außerfamiliäre Einrichtung beschrieben. Während der Eingewöhnung geht es darum, dass die Kinder und Familien im Kindergarten ankommen, sich willkommen fühlen und Sicherheit finden. „Diese Zeit ist für uns definiert als die erste neue Beziehungsphase zwischen Eltern, Kindern und Erziehern“, erklärt Manuela Loddewig, Leiterin der DJK-Kita St. Sophia. In dieser Zeit werde die Basis für Beziehungsarbeit und Bindung der zukünftigen Zusammenarbeit gelegt.
“Alles ist so fremd! Alles sieht anders aus, als das bekannte Umfeld ‚Zuhause‘. Alle Menschen sind fremd. Alles hört sich anders an, alles und alle riechen anders. Manchmal sprechen diese neuen Menschen auch eine andere Sprache und ich werde nicht verstanden. Sind diese Menschen freundlich zu mir oder sind sie gefährlich, bin ich ohne meine Eltern in Gefahr?“, nennt Loddewig die vielen Eindrücke, die es zu verarbeiten gilt
Die neuen kleinen Kinder stellen sich diese Fragen nicht bewusst, erleben die neue Situation im Kindergarten aber unbewusst genauso. Eingewöhnung – und damit die erste Trennung zwischen Eltern und Kindern – ist der erste Stressfaktor im Leben eines Kindes. In dieser Zeit produziert der Körper das Stresshormon Cortisol im Körper der Kinder und wird durch einigen Tränen wieder abgebaut.
Die Eingewöhnung beginnt mit einem ausführlichen Gespräch beim Kennenlern-Nachmittag für neue Familien vor dem Kindergarten-Start. Hier werden Termine für das erste Schnuppern in der neuen Gruppe festgelegt. „Beim Schnuppern möchten wir Vorlieben und Gewohnheiten der Kinder kennenlernen, um uns auf die neuen Kinder einstellen zu können.“ Damit die Phase der Eingewöhnung möglichst stressfrei verläuft, achte man auf den Rhythmus der Kinder und geht möglichst sensibel und bedürfnisorientiert vor.
Es falle den Kleinen leichter, irgendwo anzukommen, wenn sie von einem Elternteil begleitet würden. Loddewig: „Dieses Elternteil hilft, dass die neue fremde Situation erfahren werden kann, damit wird den Kindern Angst und Unsicherheit genommen.“
Die innere Haltung des Elternteiles in Bezug auf die Einrichtung und auf die neue Situation spiele bei der Eingewöhnung eine wichtige Rolle. Die Kinder bräuchten die emotionale Unterstützung von dem begleitenden Elternteil, damit sie sich von ihnen lösen könnten. „Wir bitten Gefühlskonflikte direkt beim Kitateam anzusprechen, damit der Eingewöhnungsprozess nicht zum Konflikt wird. Kinder spüren innere Ablehnung der Eltern und dies führt unweigerlich zu Verunsicherung.“
Für den Übergang sei es gut, wenn die Kinder ein Kuscheltier oder ihren Schnuller mitbringen würden. „Das erleichtert den Ablöseprozess.“ Das begleitende Elternteil sollte möglichst die komplette Zeit für die Eingewöhnung zuständig sein.
In der ersten Woche bleibt dieses Elternteil verlässlich an der Seite des Kindes und begleitet das erste Kennenlernen der Gruppe. In der zweiten und dritten Woche verabschiedet sich das Elternteil das erste Mal für einen überschaubaren Zeitraum und verlässt den Gruppenraum, hält sich aber in der Nähe auf.
Während der ersten Kennenlernphase werden die Eltern gebeten, sich nicht aktiv mit ihren Kindern zu beschäftigen, sondern nur durch Augenkontakt und körperliche Nähe Sicherheit auszustrahlen, damit das Kind auf Erkundungstour gehen kann und die Erzieherinnen eine Chance bei den Kindern bekommen. Bei dem ersten Verlassen und Alleinlassen der Kinder ist es wichtig, dass die Eltern in jedem Fall telefonisch erreichbar sind.
Der erste Trennungsversuch wird individuell nach den Bedürfnissen der Kinder vereinbart. Eltern verabschieden sich nach ihrem persönlichem Abschiedsritual. Während dieser Zeit kümmert sich die einzugewöhnende Fachkraft um das Kind, spendet Trost und gibt neue Spielimpulse.
„Diese Fachkraft wird von dem Kind ausgewählt. Auf diesen Wunsch gehen wir ein, damit sich jedes Kind willkommen und gesehen fühlt. Wir lassen den Kindern Zeit und bedrängen sie nicht.“ Trotz dieser neuen Bindung zu den Fachkräften bleiben die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen für ihre Kinder.
Die Phase der Betreuung ohne Elternteil wird täglich im Rhythmus der Kinder verlängert und eingeübt bis die Mahlzeiten eingenommen werden und der Mittagsschlaf gehalten werden kann.Natürlich fließen immer mal wieder Tränen, jedoch ist es durch die entstandene Bindung zwischen Erzieherin und Kind möglich, die neue Situation emotional zu bewältigen. Manchmal klappt dieser Übergang unproblematisch und manchmal muss nach anfänglich guter Eingewöhnung nochmal Betreuungszeit verkürzt werden, um es dem einzelnen Kind leichter zu machen.
Die Eingewöhnung ist abgeschlossen, wenn das Kind eine Bezugsperson im Kindergarten als sichere Basis akzeptiert hat, sich trösten lässt und ins Spiel findet. In dieser Phase ist ein enger Austausch zwischen Eltern und Einrichtung sehr wichtig, dann belohnen die Kinder im Kindergarten alle mit einem glücklichen Lächeln.