Das Thema „Partizipation“ hält mehr und mehr Einzug in den Alltag der Kindergärten
Die eigene Meinung vertreten, Kompromisse aushandeln und gemeinsam entscheiden – das will gelernt sein. Kinder, die aktiv mitbestimmen dürfen, erleben sich selbstwirksam und lernen, dass ihre Entscheidungen Konsequenzen haben. Allerdings nur dann, wenn Erzieher so mutig sind, um das zuzulassen. In der DJK-Kita St. Michael lässt man die Mädchen und Jungen an Entscheidungsprozessen teilhaben, wie Susann Jacobi, im Dom-Kindergarten für den Bereich „Sprach-Kita“ zuständig, deutlich macht. „Das Thema Partizipation ist in dem Zusammenhang ein ganz wichtiges. Eines, dem wir auch ein besonderes Augenmerk schenken.“
„Partizipation bildet die Grundlage jeder demokratischen Gesellschaft. Demokratie leben und einüben, das beginnt in der Familie oder eben in der Kita“, heißt es in Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention.
Partizipation meint Beteiligung, Teilhabe. Im Kindergarten bedeutet Partizipation, dass die Kinder in Ereignisse und Entscheidungsprozesse, die das Zusammenleben betreffen, einbezogen werden. Ein wichtiges Erziehungsziel ist, dass die Kinder lernen, ihre eigenen Ideen, Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern.
Kinder erfahren durch Partizipation, dass sie und ihre Interessen gehört werden, dass ihre Meinung zählt. Dadurch gewinnen sie Eigenständigkeit und Selbstvertrauen. Für jedes Kind ist es wichtig zu erleben: Ich bin richtig und wichtig.Das heißt nicht, dass immer nur der eigene Wille zum Zuge käme. Denn da sind ja auch die anderen mit ihren Bedürfnissen und Meinungen. Im gemeinsamen Entscheidungsprozess lernen Kinder, einander zuzuhören und Kompromisse einzugehen. Gegenseitiger Respekt stärkt das soziale Vertrauen.
Kinder müssen beteiligt werden
„Kinder haben das Recht, an allen sie betreffenden Entscheidungen entsprechend ihrem Entwicklungsstand beteiligt zu werden. Es ist zugleich ein Recht, sich nicht zu beteiligen. Dieser Freiwilligkeit seitens der Kinder, ihr Recht auszuüben, steht die Verpflichtung der Erwachsenen gegenüber, Kinder zu beteiligen, ihr Interesse für Beteiligung zu wecken“, so die Überzeugung auch in den DJK-Kitas. „Es gehört dazu, dass man ein Stück „Macht“ an die Kinder abgibt“, hebt Manuela Loddewig, Leiterin der DJK-Kita St. Michael hervor. Und Susann Jacobi ergänzt: „Wenn Kinder früh lernen, dass sie gehört werden, dass sie eine Stimme haben, die sie nutzen können, dann entwickeln sie sich zu mutigen, offenen, kommunikativen Menschen, und das wiederum fördert auch die Demokratie. Das ist ein sehr schöner Weg, den umzusetzen großen Spaß macht.“
Änderungen beim Mittagessen
Im Kindergarten am Dom dreht sich in Sachen Partizipation derzeit alles im Essen und Trinken. „Die Kinder haben die Möglichkeit, das Essen mit auszusuchen.“ Es gebe Karten, die eine Speise darstellen würden. „Nun legen die Kleinen einen Stein oder einen Knopf auf die Karte, die ihrem Wunsch entspricht. Die Speise für die die meisten Stimmen abgegeben werden, wird bestellt“, so Loddewig.
Es würde aber auch die Organisation des Mittagessens verändert und Aufgaben den Kindern übertragen. Die Kids suchen sich einen Dienst aus und sind dann für die Bereitstellung von Tassen, Bestecken und Tellern zuständig oder sorgen mit dem Essenswagen vor und nach dem Mittagessen für die Bereitstellung oder den Abtransport.
Ein anderer Punkt wird im Morgenkreis thematisiert. „Da schaut ein Kind nach draußen und teilt mit, welches Wetter herrscht. Entsprechend wird dann überlegt, was man anzieht, wenn man nach draußen geht“, erklärt Jacobi.
Im Rahmen einer Fortbildung mit Fachberatung Sprachkita, Katja Trognitz, war der Bereich „Partizipation“ und seine Möglichkeiten in der Kindertagesstätte mit Beispielen wie Schlafen/Rückzugsphasen, Waschraum oder Essen thematisiert worden. In der Kita St. Michael hatte man sich daraufhin für die Umsetzung des Themas „Essen“ entschieden. Manuela Loddewig: „Wir begleiten die Kinder auf diesem Weg. Es genügt nicht, ihnen Entscheidungsfreiheit einzuräumen und sie dann damit allein zu lassen. Zudem darf es keine Dominanz der Erwachsenen geben, sondern es muss vielmehr zu einem gleichberechtigten Umgang kommen.“