American Football: Nachwuchstalent der Minden Wolves zum MVP gekürt und bei der Nationalmannschaft vorstellig geworden
2028, Los Angeles. Die Jugend der Welt trifft sich zu den Olympischen Spielen. Und es scheint nicht abwegig zu sein, dass dann vielleicht sogar eine Athletin aus Minden als Aktive am Start sein wird. Der Weg dorthin ist zwar noch sehr weit, es ist aber keiner, der nicht beschritten werden könnte. 2028, das sind die Spiele, bei den eine Sportart ihre olympische Premiere feiert, die auch an der Weser immer mehr Kinder und Jugendliche ihren Bann zieht: Flagfootball. Die kontaktarme Variante des American Footballs. Und eine Spielerin der Minden Wolves kristallisiert sich dabei immer mehr als großes nationales Talent heraus: Greta Keerl.
Beim „Flag“ wird der Ballträger anstelle des Tackelns immer durch das Abreißen einer Flagge (Flag) vom Gürtel gestoppt. Es wird im Gegensatz zum normalen American Football ohne Ausrüstung gespielt. Der Köperkontakt beim Blocken ist deutlich reduziert.
Greta Keerl liebt eigentlich das Tackeln, den Kontakt. Als Schülerin des Ratsgymnasiums nimmt sie an einer AG am Besselgymnasium teil, wo sie durch ihren Trainer Sebastian Goetzke an einer Sichtung der nordrhein-westfälischen Auswahl, der „GreenMachine“, teilnahm. „Bis dahin hatte Greta mit Flagfootball überhaupt noch nichts zu tun gehabt. Es war ihr Debüt“, erinnert sich Mutter Julia Fromlowitz, die bei den Minden Wolves gemeinsam mit Guliano Schunke als Verantwortliche im Jugendbereich tätig ist. „Die anderen Teilnehmer hatten bereits drei Sichtungen hinter sich. Greta war Neuling.“ Allerdings beeindruckte sie bei diesem Try Out Trainer Mirza Kehoniy-Thiede dermaßen, dass sie für ihn unter den vielen Teilnehmern auf Anhieb für das Jugendländerturnier in Saarbrücken gesetzt war.
Und nach dem dritten Platz unter Deutschlands Elite stand für das Trainerduo der „GreenMachine“ sofort fest, wer den Titel des Offensiv-MVP verdient hatte. „Es gibt Jemanden, der uns komplett von den Socken gehauen, der uns völlig überrascht und uns in den entscheidenden Momenten gerettet hat“, so Kehoniy-Thiede. „Sie war genau der Baustein, den wir noch brauchten in unserem Team. Daher geht der Preis für den Offensiv-MVP nach Minden, an Greta Keerl.“
Und natürlich waren es nicht nur ihre Trainer, die von ihr begeistert waren, sondern auch U15-Bundestrainer Frank Grimm. Der hatte sie in Saarbrücken bereits gesichtet und zeigte sich nicht überrascht, dass Greta eine Empfehlung ihres „GreenMachine“-Coaches für die Vorstellung bei der Nationalmannschaft erhielt.
Dort, wo einst die Kicker des DFB ihre Vorbereitung auf die Fußball-Weltmeisterschaft absolvierten und die NFL-Spieler sich auf ihr „Game“ in Frankfurt vorbereiteten, war sie im DFB Campus eins von 88 Kindern, die unter rund 400 Bewerbungen angenommen wurden. Ihr einziges, aber durchaus leistungshemmendes Problem: Greta Keerl, die auch MMA betreibt und Tennis spielt, hatte sich fünf Wochen vorher im Training einen Riss des Außenbandes im Fuß zugezogen. Von Wolves-Arzt Dr. Ulrich Grünwald erhielt sie zwar „grünes Licht“ für die Maßnahme der Nationalmannschaft, abgeklungen war die Verletzung aber leider nicht ganz.
Natürlich war das für sie ein entscheidendes Handicap. Aber die 14-Jährige biss auf die Zähne, ließ sich nichts anmerken, war aber nun mal nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte. Zumal es überwiegend gegen ältere Spielerinnen und Spieler ging „Da musste sie sich mit 15-jährigen amtierenden Europameistern batteln“, erinnert sich Mutter Julia.
In Anwesenheit von ihrem Heimtrainer Sebastian Zimmermann, der in Frankfurt als Teammanager tätig war, und Wolves-Jugendkoordinator Guliano Schunke, der als Go-Walk-Coach unterstützte, gab die Mindenerin ihr Bestes. Nach einem 40 Yard-Dash und anderen Übungen, bei denen die Leistungsdaten aufgenommen wurden, startete der zweite Teil der Nationalmannschafts-Sichtung mit Installs und Indies und ging anschließend mit One-and-Ones, Duellen zwischen Receivern und Defensive Backs, weiter. Bis dahin hatte Greta trotz ihres Handicaps einen guten Eindruck hinterlassen, musste wegen neuerlicher Probleme mit dem Fuß aber 30 Minuten vor dem Ende der Maßnahme aufhören. „Schade, so konnte sie im entscheidenden Moment nicht ihr Leistungsvermögen abrufen“, erklärte Guliano Schunke.
Am Ende reichte es knapp nicht zum Sprung in den kleinen Kader der U15-Nationalmannschaft. Angesichts der Tatsache, dass Greta Keerl aber zu den wenigen 14-Jährigen bei dieser Maßnahme zählte, sollte das kein großer Beinbruch sein. Denn die nächste Chance für sie wird mit Sicherheit kommen. Vielleicht sogar schneller als gedacht.
Foto: Minden Wolves