American Football: Minden Wolves gewinnen 64:12 bei den Assindia Cardinals und erzielen im letzten Viertel 44 Punkte
Krasser kann man keine unterschiedlichen Gesichter zeigen. Zwei Viertel lang boten die Minden Wolves bei ihrem Regionalliga-Gastspiel in Essen absolute Magerkost in allen Mannschaftsteilen und lagen zur Pause folgerichtig nach zwei erfolgreichen Fieldgoals der Assindia Cardinals völlig überraschend mit 0:6 zurück. Dann sah man in der zweiten Halbzeit aber eine völlig veränderte Mannschaft von der Weser, die wie ein Hurrikan über die Hausherren hinwegfegte und in den zweimal zwölf Minuten sage und schreibe 64 Punkte markierte. Am Ende landete das Wolfsrudel einen in der Höhe nie für möglich gehaltenen 64:12 (0:0, 0:6, 20:6, 44:0)-Kantersieg.
Bei Temperaturen deutlich jenseits der 30 Gradgrenze, die für die Spieler beider Teams aufgrund der Tatsache, dass es nicht erlaubt war, schützende Pavillons aufzustellen, eine zusätzliche Belastung bedeutete, fanden die Wolves überhaupt nicht ins Spiel. Sowohl in der Defense als auch in der Offense war man weit von der Normalform entfernt. Und das lag nicht nur daran, dass zahlreiche Spieler fehlten und man mit einem dünnen Aufgebot in die Ruhrmetropole reisen musste. Irgendwie fehlten in sämtlichen Aktionen der Gäste vor allen Dingen die entscheidenden Prozente.
Dadurch machte man es den Hausherren ziemlich leicht, Mindens Angriffsaktionen, die auf allen Positionen fehlerbehaftet waren, die Gefährlichkeit zu nehmen und die Offense wieder vom Feld zu schicken. Nach einem punktlosen ersten Viertel war es dann auch Essen, das in Person von Darren Quinn zu zwei erfolgreichen Fieldgoal-Versuchen kam und zur Pause überraschend, aber auch verdient mit 6:0 vorn lag.
Nach entsprechend deutlicher Ansage durch die Coaches kamen die „Wölfe“ wie verwandelt aus der Kabine. Es dauerte gerademal dreieinhalb Minuten, da hatte sich das Spiel gedreht. Nach einer Interception von Pascal Dieth sorgte Runningback René Lange mit einem energischen Lauf für den Ausgleich. Da fiel es auch nicht weiter ins Gewicht, dass Bernardo Horevitch, der Kicker und Punter Tobias Pauls sowie dessen Vertreter Eric Renz vertrat, mit einem geblockten PAT scheiterte. Nun stand aber auch die Mindener Defensive wieder sicher und schickte die Cardinals schnell vom Feld. Den Punt nahm RayShan Fletcher auf und trug das „Ei“ bis an die gegnerische Sieben-Yard-Markierung. Da streckte sich Essen anschließend vergeblich: der Pass fand Horevitch in der Endzone. Und inklusive einer Two-Point-Conversion (Saidani) hieß es schnell 14:6 für den Favoriten von der Weser.
Die Cardinals kamen danach in eine gute Feldposition, wurden von der Mindener Defense aber davon abgehalten, die anvisierte Endzone zu erreichen. Und da Kai Schröter den folgenden Fieldgoal-Versuch der Hausherren blockte, kam die Wolves-Offense wieder in Ballbesitz. Christopher Bannert und Bernardo Horevitch brachten das Leder durch gute Läufe wieder in die Essener Redzone. Und diesmal war es Jamil Saidani, den sich der kurz vor der Pause eingewechselte Zachary Cavanaugh als Adressaten aussuchte. Beim dritten Mindener Touchdown waren gerademal sechs Minuten von der Uhr.
Zwei Strafen für insgesamt 25 Yards waren letztlich entscheidend, dass die „Men in Blue“, wie die Assindia Cardinals genannt werden, so nah an die Mindener Endzone herankamen, dass ein Besuch nicht mehr verhindert werden konnte. Nach fast drei Spielen gelang ihnen wieder ein Touchdown, erzielt von Christopher Mielke. So gingen die Minden Wolves mit einer 20:12-Führung in den letzten Abschnitt.
Und der hatte es in sich, denn nun immer sicherer auftretenden Gästen gelang ein sensationeller 44:0-Lauf! Das hat es in der Wolves-Historie noch nicht gegeben. Allein Benjamin Freese gelangen drei Touchdowns, Jamil Saidani, der wenig später nach einer verbalen Auseinandersetzung auf dem Feld „ejected“ wurde und nun eine Sperre erhält, erzielte seinen zweiten. Zudem überquerte Bernardo Horevitch erfolgreich die Goalline und nutzte Kevin Neal eine Interception der Hausherren durch einen Lauf über das gesamte Feld zum letzten Mindener Touchdown.
Hinzu kamen noch erfolgreiche Two-Point-Conversion durch „Zack“ Cavanaugh, Sven-Philipp Niermeier,“Benji“ Freese und René Lange (2x) gegen mittlerweile absolut chancenlose Essener.
Erfreuliche Randnotiz: Mindens junger Quarterback Fabrice Steinbach tankte mit drei Touchdown-Pässen im letzten Abschnitt viel Selbstvertrauen.
Mitentscheidend: In einer zweiten Spielhälfte mit jeweils 135 Yards Strafe verhinderte die Mindener Defense, dass Essen daraus Kapital schlagen würde, während man die Wolves die Strafen der Hausherren konsequent zu ihrem Vorteil nutzten.
Bitter nur, dass sich in Jordon Mc Kenzie und Bernardo Horevitch zwei Leistungsträger ohne gegnerische Einwirkung am Oberschenkel verletzten und Jan Theis mit einer Daumenblessur ausschied. In Münster am kommenden Samstag werden aber auch andere Akteure wieder dabei sein.
Für die Minden Wolves war die Partie im Stadion „Am Hallo“ ein Rekordspiel. Noch nie hatte das Wolfsrudel in einer Hälfte 64 Punkte erzielt, noch nie sogar in einem ganzen Spiel. „So eine zweite Halbzeit habe ich in meiner langen Karriere noch nicht erlebt“, schüttelte selbst Quarterback „Zack“ Cavanaugh nach Spielende ungläubig den Kopf.
Headcoach Phil Gamble drückte im Moment des Rekordsieges aber auch den Finger in die Wunde. „Was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, geht nicht. Da fehlten einfach die entscheidenden Prozente. Wir können nicht darauf bauen, dass wir nach der Pause immer so zurückkommen. Dennoch Gratulation für die starke zweite Hälfte. Das erlebt man sicherlich nicht oft.“
Foto: Minden Wolves