Beim 3:3 der Minden Wolves gegen die Herne Black Barons ziehen beide Offensivreihen gegen bärenstarke Deckungen den Kürzeren
Gameday im Mindener Weserstadion. Zweieinhalb Jahre nach dem ersten TryOut ist sie gekommen: die große Stunde der American Footballer der Minden Wolves in der DJK Dom Minden. Erstmals stehen sie in einem Punktspiel auf dem Rasen. Trotz zahlreicher Großveranstaltungen in der Region (u.a. Ruder-Bundesliga, Spielothek-Cup) strömen mehr als 1000 Zuschauer in die Arena an der Weser, sorgen für Feiertagsstimmung und unterstreichen, dass diese im Mühlenkreis neue Sportart durchaus seine Anhänger findet. Sportlich gesehen sehen sie aber alles andere als ein Offensiv-Feuerwerk, denn die Partie der Wölfe gegen die Herne Black Barons in der Landesliga ist eindeutig von den Defensivreihen beider Teams geprägt. Nach Ende des vierten Viertels ist weder den Hausherren, noch den Gästen ein Touchdown gelungen und magere drei Punkte zieren hüben wie drüben das Scoreboard.
Dabei sind die Wolves auch offensiv das eindeutig bessere Team, bringen sich durch unnötige Strafen (insgesamt schlagen 160 Yards zu Buche) und Fehler in den entscheidenden Momenten selbst um den Lohn ihrer Arbeit. Nicht nur einmal stehen sie vielversprechend in der Redzone des Gegners, teilweise sogar direkt vor der Endzone. Der ersehnte Jubelschreib bleibt allerdings aus. Einmal gibt es allerdings doch Grund zur Freude. Im ersten Viertel scheitern zwar die Bemühungen auf einen Touchdown, dafür aber setzt Tobias Pauls, der bei Fußball-A-Kreisligist TuRa Espelkamp kickt, das ovale Leder bei seinem Fieldgoal-Versuch zur 3:0-Führung der Hausherren zwischen die gegnerischen Goalposts. „Unglaublich“, so der 26-Jährige, der sich damit in die Geschichtsbücher der Minden Wolves einträgt.
Freischwimmen können sich die Mindener dadurch nicht. Auch die Verletzung von Patrick Cyron, der bei einer Aktion der Mindener D-Line im Rasen verhakt und von Mannschaftsarzt Dr. Ulrich Grünwald vom Feld gebracht wird, trägt nicht zur Minderung der Nervosität bei. Wenig später wird der Espelkamper zur Untersuchung ins Mindener Klinikum gebracht. Es besteht bei dem 23-Jährigen Verdacht auf Kreuzbandriss und Meniskusschaden. Den Wolves ist indes deutlich anzumerken, dass es für rund 75 Prozent der Spieler der erste Meisterschaftsauftritt überhaupt ist. Trotz eines erkennbaren großen Willens greifen die Rädchen, die im vorherigen Test bei Drittligist Bielefeld noch funktionieren, nicht wie gewünscht ineinander. Und hat man sich mal in eine ausgezeichnete Feldposition gebracht, dann sorgen Strafen gleich wieder für Raumverlust.
Endes zweiten Viertel kommt Herne dann erstmalig bedrohlich nahe an die Mindener Endzone. Doch die Wolves-Defensive hält und zwingt den Gegner nach drei vergebenen Downs, um die letzten Yards zu überbrücken, in den Fieldgoal-Versuch, der dann den 3:3-Ausgleich bringt.
Nach der Halbzeit-Show von Rapper „Hani the kid“ und „EZI32“, die auch ihren selbst komponierten Minden Wolves-Song präsentieren, hoff man auf Mindener Seite, dass es in der Folgezeit etwas mit dem ersten Touchdown in der Geschichte des Teams aus dem Mühlenkreis wird. Immer wieder arbeitet sich das Team um Headcoach Phil Gamble teilweise sehenswert nach vorn. Doch eine Interception (vom Gegner abgefangener Ball) und zwei Fumble (Ballverluste) zerstören die Hoffnungen ein ums andere Mal. Drei Minuten vor Spielende kommen die Wölfe der gegnerischen Endzone extrem nahe, müssen nur noch drei Meter überbrücken. Doch ein fallengelassener Ball, den sich Herne schnappt, zerstört auch die letzten Hoffnungen. Den anschließenden Angriff der Gäste verhundert die Mindener Defensive nur wenige Meter vor der gegnerischen Redzone. Doch für einen eigenen Angriff ist die Zeit in aussichtsreicher Position nicht mehr da, die Uhr abgelaufen. Premiere nicht gewonnen, vor allen Dingen aber auch nicht verloren.
Headcoach Phil Gamble ist dennoch nicht zufrieden: „Wenn man die Kulisse und das ganze Drumherum hier im Stadion sieht, ist alles einfach nur super. Lediglich unser Offensivspiel nicht. Wir haben zahlreiche Chancen, haben sie durch Eigenfehler aber nicht genutzt.“ Und noch etwas anderes kritisiert der Amerikaner: „Mit 160 Yards Strafen ist es schwer zu gewinnen. Da müssen wir noch hart an uns arbeiten.“
Bericht: Volker Krusche
Fotos: Minden Wolves, Indigo-Mediateam