American Football: Die Minden Wolves gewinnen des PlayOff-Hinspiel zur GFL2 bei den Hannover Grizzlies mit 58:38
Die Tür zur 2. Bundesliga steht weit auf. Jetzt gilt es für die Footballer der Minden Wolves am 27. September darum, sie auch zu durchschreiten. Im PlayOff-Hinspiel um den Aufstieg in der GFL2 behaupteten sich die Mannen von Headcoach Phil Gamble als Champion der Regionalliga West im Beekestadion mit 58:38 (14:6, 24:20, 14:0, 6:12) beim Nord-Meister Hannover Grizzlies.
Zufriedenheit kehrte bei Phil Gamble allerdings nicht gänzlich ein. Grund: Es war ein Duell zweier überzeugender Offensiven, allerdings gegen zwei eklatant schwache Abwehrreihen. Und die keinesfalls überzeugende Vorstellung der Mindener Defensive ärgerte Gamble massiv. Beim abschließenden Hudl nach dem Abklatschen mit dem Gegner ließ der 40-Jährige, für den die Saison nach einer neuerlichen Knieverletzung als Aktiver seit ein paar Wochen vorbei ist, seinem Unmut freien Lauf. „Wenn man nicht intensiv genug Videoanalysen betreibt und es an der Trainingsintensität mangelt, darf man sich nicht wundern, wenn man nicht weiß, was auf dem Feld zu tun ist! Die heutige Vorstellung unserer Defense war sehr enttäuschend für mich.“
Zachary Cavanaugh blickte bereits auf das Rückspiel: „Unsere Defense muss sich deutlich verbessern. Die Jungs müssen einfach an sich glauben.“ Seine Offensivarbeit in Minden hat das Team derweil weit nach vorn gebracht. Und 58 Punkte macht man auch nicht in jedem PlayOff-Spiel auf des Gegners Platz. Noch weitaus bemerkenswerter aber war die Tatsache, dass seiner Offense bis zum Ende des dritten Viertels in jedem Drive ein Touchdown gelang. „Ich bin absolut stolz auf meine Spieler. Sie haben für ein gutes Polster für das Rückspiel gesorgt!“
Die ersten Punkte der Partie gehörten allerdings den Hausherren, als Quarterback Tyler Eggers die Schwächen der Gästeabwehr über die eigene linke Angriffsseite – wie auch in der Folge häufig – konsequent nutzte und in die Endzone lief.
Die Antwort der favorisierten Mindener, die erneut von einer großen Zahl an Fans unterstützt wurden, ließ aber nicht lange auf sich warten. Einen Lauf über 60 Yards von Jordon McKenzie bis kurz vor die gegnerische Endzone veredelte „Zack“ Cavanaugh mit einem kurzen Lauf ins gelobte Land, dem der QB dann auch noch eine erfolgreiche Two-Point-Conversion folgen ließ. McKenzie brachte Minden anschließend mit einem Lauf über 23 Yard sogar mit 14:6 in Führung.
Im zweiten Viertel nutzten die Grizzlies die gegnerischen offenen Türen aus, verkürzten per Touchdown auf 12:14 und glichen durch eine erfolgreiche Two-Point-Conversion von Lucas Theek zum 14:14 aus.
Was folgte, war das Highlight des Tages. Per Trickspielzug mit wechselnden Pässen nach hinten bediente Cavanaugh schließlich den längst bis zur Mitte enteilten RayShon Fletcher, der völlig allein auf weiter Flur das „Ei“ zum 20:14 in die gegnerische Endzone trug. Benjamin Freese legte zwei weitere Punkte zum 22:14 drauf. Hannover aber konterte, weil die Wolves-Deckung weiterhin wie ein löchriger Schweizer Käse wirkte. Der quirlige Runningback Jannik Greve narrte die Wolves und verkürzte auf 20:22.
Das Offensiv-Spektakel dauerte aber an. Erneut war es Jordon McKenzie, der den Ball mit einem tollen Lauf zunächst bis zur 10 Yard-Marke und ihn anschließend über die Goalline brachte. Aymen Tlili fing „für Zwei“ zum 30:20-Zwischenstand. Die Grizzlies überbrückten das Feld problemlos mit zwei Downs durch Sebastian Meister, der anschließend mit seinem dritten Lauf per Touchdown auf 26:30 verkürzte. Gut für Minden, dass Hannover auch mit seiner zweiten von drei Two-Point-Conversion erfolglos blieb.
Doch das war immer noch nicht der Schlusspunkt vor dem Pausentee. Mit einem weiteren langen Pass fand „Zack“ Cavanaugh, der einige gute Läufe zu neuen First Downs“ präsentierte, RayShon Fletcher, der einmal mehr Sieger gegen seinen Gegenspieler war. Und auch die zwei Zusatzpunkte holte der Amerikaner zum 38:26.
Nur gut, dass die Grizzlies anschließend kurz vor der Endzone bei vier Pässen nicht den Empfänger fanden, sonst wären die Minden Wolves mit einer knapperen Führung in die Pause gegangen.
Aus der kamen sie deutlich besser als die Gastgeber. Zunächst erhöhte René Lange mit starkem Durchsetzungsvermögen und sehr gut abgeschirmt von Leon Opitz auf 44:26, dann war Lange der Vorbereiter für einen erfolgreichen Lauf von „Zack“ Cavanaugh, so dass der Westmeister sich spätestens beim 52:26 auf der Siegerstraße wähnte.
Wäre da nicht eine bittere Verletzung zum Ende des dritten Quarters gewesen. Dabei blieb Sebastian Schneider mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen. Schnell war klar, dass hier mehr passiert war, als nur eine leichte Blessur. Sofort positionierten sich beide Mannschaften um den nach eineinhalb Jahren zurückgekehrte Abwehrspieler. Die Partie war in der Folge für eine halbe Stunde unterbrochen, ehe Schneider mit einer schweren Beinverletzung ins Krankenhaus gebracht wurde, wo er am Abend auch operiert wurde.
Irgendwie geriet das vierte Viertel dadurch zur Nebensache. Durch eine Interception von Ray Fletcher und einen Ballverlust von Jamil Saidani wechselte das Leder hin und her. Lucas Theek und Solomon Sheard verkürzten mit ihren Endzonenbesuchen für Hannover auf 38:52, ehe Ray Fletcher anschließend bis zur 5-Yard-Linie vordrang und Cavanaugh die kurze Distanz zum 58:38-Endstand überwand.
„Die Hannoveraner Spieler haben deutlich gemacht, dass sie sich für das Rückspiel viel vornehmen und das Ruder noch herumreißen wollen. 20 Punkte sind drei Touchdowns, als kein dickes Polster“, so Wolves-Sportdirektor Volker Krusche. „Entsprechend können sich unsere Zuschauer auf ein spannendes Duell am 27. September freuen. Und wir hoffen, dass viele Fans kommen. Immerhin geht es um den Sprung in die 2. Bundesliga.“
Foto: Hendric Noah Pieper