American Football: Die Minden Wolves reißen das Ruder nach einem 0:10 bei den Lippstadt Eagles herum und siegen 12:10
War das eine schwere Geburt. Allerdings eine, die sich ausgezahlt hat. Die Minden Wolves stehen unmittelbar vor dem Titelgewinn, behaupteten sich in einem intensiven und umkämpften Spitzenspiel beim Tabellenzweiten Lippstadt Eagles nach einem 0:10-Rückstand am Ende mit 12:10. Das Team um Headcoach Phil Gamble hat vor den letzten drei Partien somit vier Punkte Vorsprung vor den Adlern und kann daheim am 17. September mit einem Sieg gegen die Brilon Lumberjacks bereits vorzeitig die Verbandsliga-Meisterschaft einfahren.
Bevor der angestrebte siebte Saisonsieg unter Dach und Fach war, mussten die zahlreich mitgereisten Fans der DJK-Footballer allerdings lange zittern. Anfänglich fand das Wolfsrudel überhaupt nicht ins Spiel. Neben der fehlenden Spielpraxis nach der Sommerpause – es war im Gegensatz zu Lippstadt, das schon seine dritte Partie bestritt, für die Gamble-Truppe erst ihr erstes – war es auch das Gezeter der Unparteiischen vor dem KickOff um Cory Gardiner, der von ihnen als „A“-Ausländer angesehen wurde, was die Wolves natürlich gänzlich anders sahen. Da eine Klärung letztlich vor dem Anpfiff nicht mehr möglich war, wurde der bullige O-Liner wie ein Amerikaner eingestuft, was den Gameplan der Offense natürlich veränderte.
Hinzu kam, dass Lippstadt um seine letzte Titelchance kämpfte. Hatten sich die Eagles im Hinspiel in Minden bei ihrer 0:34-Niederlage noch deutlich unter Wert verkauft, so wollten sie es gegen das Wolfsrudel diesmal wissen. Und sie diktierten zunächst auch das Geschehen, zumindest, was Zählbares auf dem Scoreboard anging. Ihnen gelang im ersten Viertel zumindest ein Fieldgoal und die 3:0-Führung, die sie im zweiten Quarter durch einen Touchdown und den Extrapunkt sogar auf 10:0 ausbauen konnten. Die Wolves hingegen fanden in der Offense nie so recht zu ihrem Spiel. Und war man einmal in guter Ausgangsposition, dann sorgten Fehler dafür, dass man die gute Chance zum Punkten ausließ. So, als man drei Yard vor der Goalline stand, das Ei aber nicht über die Linie befördern konnte.
Es war vielmehr die Mindener Defense, die einmal mehr die Kastanien aus dem Feuer reißen musste. Drei Interceptions durch Pascal Dieth, Yannick Sundermeier und eine Minute vor Schluss durch Leif Weiß sorgten immer wieder für Ballgewinne. Und wenn die Offense schon nicht punktet, dann musste die Defense auch diesen Part übernehmen. Kurz vor der Pause attackierte Jonny Muster den gegnerischen Quarterback in der Endzone, brachte ihn zu Fall und sorgte mit dem Safety für die ersten beiden Punkte der Gäste.
In der Halbzeit fand Phil Gamble deutliche Worte, denn mit dem Angriffsspiel seiner Mannschaft konnte er nicht zufrieden sein. Das setzte sich auf dem sehr staubigen Feld auch in der zweiten Hälfte fort, als Tobias Pauls gleich einen Fieldgoal-Versuch ausließ. Nur gut, dass die Defense wieder in die Bresche sprang. Jan Schmale schnappte sich den Quarterback in dessen Endzone – erneuter Safety. Und es sollte nicht der letzte sein, denn wenig später überwarf der Lippstädter Center seinen Spielmacher – und auf einmal hieß es nur noch 6:10.
Während die Defense überragend spielte und den Eagles nichts mehr gestattete, war von der Offense weiter kaum etwas zu sehen. In die Karten spielte den Mindenern dann auch die bedauernswerte Verletzung (Handgelenksbruch) des Lippstädter Quarterbacks. Sein Update strahlte jedenfalls sehr viel weniger Gefahr aus.
Vor dem letzten Viertel lag der Tabellenführer aber immer noch hinten. Ein genialer Pass von Phil Gamble über fast 80 Yards nach einem Trickspielzug fand Tobias Pauls, der den Ball fing und über wenige Meter in die Endzone trug. Touchdown Wolves! Die Mindener hatten mit einem Kraftakt das Spiel gedreht, lagen in diesem sehr intensiv geführten Topspiel nun mit 12:10 vorn. Der vergebene PAT (Point after Touchdown) rächte sich in den verbliebenen Minuten des vierten Quarters nicht, da ein Fieldgoal-Versuch der Lippstädter geblockt wurde, der Ball zu Mike Davis kam und der ihn bis zur 70 Yard-Markierung trug. Zählbares sprang aber auch hier nicht mehr raus. Und als Leif Weiß nach einem Punt der Mindener an der 10 Yard-Linie 1:30 Minuten vor Schluss eine Interception gelang, war die Partie entschieden.
Dank der bärenstarken Defense hatten die Minden Wolves den angestrebten Sieg eingefahren, durch den sie jetzt daheim Meister werden können. „Ich erhoffe mir, dass dann noch mehr Fans den Weg ins Weserstadion finden werden, uns den Rücken stärken und anschließend mit uns feiern werden“, so der Ausblick von Phil Gamble.
Zum besten Spieler der Partie wurde übrigens – wen wundert’s – ein Abwehrspieler gewählt: Sebastian Schneider hatte eine erstklassige Leistung abgeliefert.
Nach einem Jahr Verletzungspause infolge eines Kreuzbandrisses gab derweil Ali Omar in der O-Line sein Comeback.