Wolves-Sportdirektor Volker Krusche steht in einem Interview Rede und Antwort
Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Volker Krusche ist Sportdirektor unserer American Footballer und hat die Entwicklung der Minden Wolves seit dem ersten Tryout im Frühjahr 2019 entscheidend mitgeprägt. Nach dem neuerlichen Titelgewinn steht er der Blickpunkt-Redaktion Rede und Antwort.
Zunächst herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn und zur Meisterschaft.
Volker Krusche: Vielen Dank. Ja, es ist schon eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, die wir seit 2021 schreiben.
Haben Sie das geplant, eventuell damit gerechnet?
Krusche: Nein. Erstmal lässt sich im Sport so etwas nicht planen. Und gerechnet haben wir damit, als wir vor vier Jahren unser erstes Meisterschaftsspiel, das damals sogar noch 3:3-Unentschieden endete, ausgetragen haben, sicherlich nicht.
Aber dann sind die Minden Wolves unaufhaltsam durchmarschiert.
Krusche: Das ist wohl so. Wir können es ja schlecht leugnen. In vier Jahren haben wir lediglich die beiden Spiele gegen die übermächtigen Krefeld Ravens, die in diesem Jahr als Aufsteiger durch die Regionalliga fegten, verloren. Sieht man einmal von unserer Premiere im Weserstadion gegen Herne ab, haben wir all unsere Meisterschaftsspiele gewonnen.
„Das macht uns selbst etwas sprachlos“
Und jetzt geht es in der 3. Liga, der Regionalliga als höchster Spielklasse in Nordrhein-Westfalen weiter…
Krusche: In der Tat. Das macht uns selbst etwas sprachlos, denn als wir 2019 unser erstes Tryout in Dankersen durchgeführt hatten, ahnte niemand, dass das Projekt Minden Wolves sportlich diesen Verlauf nehmen würde. Ernsthaft, wir hätten uns drei Meisterschaften und eine Vizemeisterschaft in vier Jahren nicht in unseren kühnsten Träumen vorstellen können.
Aber es ist ja nicht nur die Mannschaft, die dieses Projekt ausmacht?
Krusche: Absolut nicht. Es ist vor allen Dingen auch die Mannschaft um die Mannschaft. Angefangen mit unserem Headcoach Phil Gamble mit seinen Trainern. Es ist unglaublich, wie gut Phil vernetzt ist und mit welcher Akribie er dabei ist. Ohne ihn wären wir nie so erfolgreich gewesen. Er ist einer der Väter dieser tollen Entwicklung der Minden Wolves.
Aber auch das Umfeld bietet absolute Fachleute.
Krusche: Ja, und das macht eine Entwicklung natürlich sehr viel leichter. Nehmen wir das Indigo Mediateam. Um Anna-Lena Wiegmann und Tobias Gaedtke, die uns in Sachen Werbung, Social Media-Auftritt und Marketing jeden Wunsch von den Augen ablesen, unterstützt von unserem Teamcaptain Marcel Wiegmann. Oder unser Medical-Bereich, von dem selbst
GFL 1-Teams träumen dürften.
Wieso?
Krusche: Wir verfügen bei den Wolves über fünf Ärzte! Eine Ärztin, Viktoria Silinger, ist inzwischen in Düsseldorf beheimatet, unterstützt uns aber bei jedem Gastspiel im Rheinland. Die Leitende Oberärztin der Klinik für Pädiatrie und Jugendmedizin im Eltern-Kind-Zentrum des Johannes Wesling Klinikums, Solvej Heidtmann, die schon über Footballerfahrung in Hamburg und Marburg verfügte, zeichnet für unseren Jugendbereich verantwortlich.
Ein überragendes Medical-Team
Philipp Wassmann ist insbesondere für alle orthopädischen Belange zuständig. Und nichts geht ohne unseren Leiter des Medical-Bereichs Dr. Ulrich Grünwald, der über eine über 40-jährige Erfahrung im American Football verfügt. Uli ist nicht nur unser Mannschaftsarzt, sondern auch der der nordrhein-westfälischen Auswahlteams und der deutschen Nationalmannschaften. Komplettiert wird das Ärzteteam durch Ovidiu Birnbaum.
Das Medical-Team besteht aber nicht nur aus Ärzten.
Krusche: Natürlich nicht. Wir verfügen auch über fünf Physiotherapeuten für die Herren und die Jugend, Henry Detering, Stephan Kowalsky, Fabian Drwenski, Pascal Wegner und Joris Hinz. Bei unseren Heimspielen werden wir zudem vom DRK Barkhausen unterstützt, die immer mit zwei RTW’s vertreten sind.
„Sind sehr breit aufgestellt“
Das hört sich ja sehr gut an.
Krusche: Ist aber längst nicht alles. Wir arbeiten sehr eng mit dem Gesundheitszentrum Kutenhausen zusammen, haben eine Kooperation mit dem Radiologieteam Minden um Dr. Beate C. Paersch, werden unterstützt durch die Oralchirurgie OWL, die uns in allen Kiefer- und Zahnthemen unterstützt. Hinzu kommen Superkontakte in diverse medizinische Bereiche, die die Arbeit unseres Medical-Teams auf ein in Deutschland möglicherweise einmaliges Level heben.
Soweit ich weiß, ist das Team um das Team noch größer?
Krusche: Das ist richtig. Ich persönlich habe über 40 Jahre als Sportjournalist gearbeitet, bin daher auch super vernetzt und kümmere mich neben vielen anderen Dingen natürlich um die Pressearbeit und das Sponsoring. Hinzu kommt mit Michael Ermuth unser Leiter Logistik, der für die zwei LKW-Ladungen bei unseren Heimspielen aus und wieder ins Lager sorgt. Zudem arbeiten wir sehr eng mit heimischen Lieferanten in Sachen Getränke, LED-Wall, Beschallungsanlage oder Security zusammen.
Das ist ja ein umfangreiches Team neben dem Spielfeld.
Krusche: Was wir auch brauchen, um optimal aufgestellt zu sein. Und die Aufzählung muss noch um die Hilfe aus unserer Geschäftsstelle und die vielen Helfer rund um unsere Gamedays erweitert werden. Ohne unser ehrenamtliches Wolfsrudel würde nichts gehen. Ihnen gebührt ein Riesendank, damit sich unsere Besucher bei uns wohlfühlen können.
Viele Vereine prangern an, dass die Wolves nur durch ihre Imports so erfolgreich sind.
Krusche: In solchen Aussagen schwingt leider immer viel Neid mit.
„Wir brauchten am Anfang Zugpferde“
Wir haben eine klare Philosophie. An der hat sich seit dem ersten Tag nichts geändert. Wir haben sofort Spieler aus Amerika geholt, weil wir Zugpferde brauchten, um die Menschen hier neugierig auf American Football zu machen. Das ist uns gelungen. Wir hatten auf Anhieb eine Kulisse, von der 95 Prozent der Teams in Deutschland träumen.
„Es steht uns viel Arbeit ins Haus“
Weil auch das Drumherum stimmt – oder?
Krusche: Die Menschen haben sich von Anfang an bei uns super wohlgefühlt, weil es nicht nur der Sport ist, auf den sie sich freuen, sondern die gesamte Atmosphäre. Spieler, Trainer und Staff sind dabei auch eins mit unseren Fans. „Football is family“ wird bei uns wirklich praktiziert. Und ich bin stolz auf unsere Anhänger. Oder wer kann schon von sich behaupten, von 150 bis 200 Fans begleitet zu werden, wie wir in Kachtenhausen. Dafür vielen, vielen Dank!
Und wie geht es jetzt weiter?
Krusche: Schon vor Beendigung der Saison haben wir durch den frühzeitigen Titelgewinn die Planung für 2025 beginnen können. In den kommenden Wochen steht uns viel Arbeit ins Haus, die wir aber gern und gewissenhaft angehen werden. Die Regionalliga ist, wie die Klassen zuvor, Neuland für uns. Aber wir werden alles dafür tun, auch für diese hohe Spielklasse konkurrenzfähig zu sein. Das ist unser aller Anspruch, dass sind wir auch unseren Fans schuldig.
Zudem werden wir unseren Jugendbereich, aus dem wir uns in den kommenden Jahren verstärkt bedienen möchten, stärken. Und noch eins möchte ich nicht vergessen: Wir sind happy, dass wir wieder auf unser Homefield, in das Mindener Weserstadion zurückkehren werden.
Fotos: Celina Bruche Fotografie