Neue Spielformen im Fußball von der G- bis zur E-Jugend werden spätestens ab der Saison 2024/25 verbindlich
Nach einer zweijährigen Pilotphase werden neuen Spielformen im Kinderfußball bundesweit umgesetzt. Sie lösen die bisherigen Wettbewerbsangebote in der G-, F- und E-Jugend als feste Formate ab. Die Regelungen greifen verbindlich mit Beginn der Saison 2024/2025. Ab diesem Zeitpunkt werden keine Spiele mehr im vorherigen, klassischen Format angesetzt. Wie bei allen Neuerungen die allgemein auf unterschiedliches Echo stoßen, so gehen die Meinungen über die Veränderungen auch im Trainerstab der DJK Dom Minden auseinander. Allerdings werden sich alle mit den neuen Regeln arrangieren müssen. „Es fehlen einfach noch die Erfahrungswerte, um alles genau beurteilen zu können“, findet Fußball-Spartenleiterin Jutta Bredemeier.
Mit der G-Jugend habe man bereits einige Spiele allerdings auf zwei und nicht vier kleine Funino-Tore bestritten. „Bei den E-Junioren werden wir das Thema auf dem Schirm haben“
Gut möglich, dass die Neuerungen im Fußballkreis Minden schon früher greifen, als zur Saison 2024/25.
Die Freude am Fußball fördern
Aber was hat es mit den neuen Spielformen auf sich? Das Spielen mit dem Ball am Fuß und das Erzielen von Toren sind die zentralen Gründe, warum so viele Kinder und Jugendliche Freude am Fußball haben. Die neuen Spielformen sollen allen Kindern auf dem Platz so häufig wie möglich die Chance geben, den Ball selbst am Fuß zu haben, aktiv am Spiel teilzunehmen, Tore zu erzielen und damit persönliche Erfolgserlebnisse zu haben. Deshalb wird auf kleinere Teams, viel Abwechslung und zum Teil vier Tore gesetzt werden. Einher gehen damit soll eine langfristige und noch engere Bindung zum organisierten Fußballsport. Die Reform soll den gesamten Fußball und seine Vereine an der Basis langfristig stärken. Die veränderten Spielformen sind begrenzt bis einschließlich zur E-Jugend. Um den Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken, wird in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunde ausgetragen. Stattdessen sind Spielenachmittage und Festivals mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern vorgesehen. Integriert in die Spielformen ist ein Rotationsprinzip mit festen Wechseln der Spieler, um allen Kindern Einsatzzeiten zu ermöglichen. Wichtigstes Ziel der Reform in den Altersklassen U6 bis U11 ist es, mit einer kindgerechten Art des Fußballs den Spaß am Spiel nachhaltig zu fördern.
Einen Torwart gibt es nicht
Und was besagen die neuen Spielformen genau?
G-Jugend (U6/U7): Es wird im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei gespielt. Jedes Team hat maximalzwei Einwechselspieler. Gespielt wird auf vier Mini-Tore, jede Mannschaft verteidigt also zwei Tore. Tore dürfen erst ab der Mittellinie (Zwei-gegen-Zwei) oder in einer Sechs-Meter-Schusszone (Drei-gegen-Drei) erzielt werden, einen Torwart gibt es nicht. Nach jedem Tor wechseln beide Mannschaften automatisch jeweils einen Spieler. Gespielt wird an den Spielenachmittagen in einer Art Turnierform, empfohlen sind bis zu sieben Durchgänge à maximal zehn Minuten. Nach jedem Durchgang gehen die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter, die Verliererteams jeweils um ein Spielfeld zurück. Dadurch werden weitgehend ausgeglichene Spiele mit wenigen extremen Ergebnissen erreicht, es ergibt sich ein ausgewogeneres Leistungsniveau und daraus resultierend weniger Frust für die Kinder. Auf der anderen Seite bietet der Modus einen zusätzlichen Anreiz, immer wieder „aufsteigen“ zu können.
F-Jugend (U8/U9): Es wird im Drei-gegen-Drei gespielt, alternativ ist auch ein Fünf-gegen-Fünf möglich. Beim Drei-gegen-Drei gelten die Regelungen wie in der G-Jugend. Beim Fünf-gegen-Fünf wird entweder auf vier Mini-Tore (ohne Torwart) gespielt oder auf zwei Kleinfeldtore (vier Feldspieler plus Torwart). Vorgeschlagene Spielzeit pro Durchgang sind hier zwölf Minuten. Klare Empfehlung ist es, sich in der F-Jugend auf das Drei-gegen-Drei zu konzentrieren, um wie beschrieben allen Kindern mehr Ballaktionen zu ermöglichen. Sowohl beim Drei-gegen-Drei als auch beim Fünf-gegen-Fünf gehen nach jedem Durchgang die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter und die Verliererteams um ein Spielfeld zurück.
E-Jugend (U10/U11): Es wird im Fünf-gegen-Fünf oder im Sieben-gegen-Sieben gespielt. Beim Fünf-gegen-Fünf gelten die Regelungen analog zur F-Jugend. Beim Sieben-gegen-Sieben wird auf zwei Kleinfeldtore gespielt, also mit sechs Feldspielern und einem Torwart pro Team. Ideal ist eine Turnierform mit vier Mannschaften und Spielzeiten von jeweils 2 x 12 Minuten. Sind nur zwei Mannschaften anwesend, wird als offizielle Spielzeit 4 x 15 Minuten empfohlen. Beim Sieben-gegen-Sieben wird die Partie nach einem Ausball erstmals mit Einwurf fortgesetzt.
Fußball wird kindgerechter
Durch die neue Ausgestaltung wird der Fußball in den betreffenden Altersklassen kindgerechter. Je kleiner die Gruppen, desto mehr Ballkontakte haben die einzelnen Spieler*innen. Gerade leistungsschwächere oder auch körperlich unterlegene Kinder sind in den klassischen Wettbewerbsformaten zum Teil untergegangen und haben dadurch den Spaß am Spiel und die Chance auf Weiterentwicklung verloren. Die neuen Spielformen sollen den Kindern bessere Möglichkeiten bieten, Fußball so zu spielen, dass sie häufig am Ball sind und dabei Spaß haben. Aktuell wird im Kinderfußball häufig zu früh Wert auf Taktik gelegt, worunter die Ausbildung der fußballerischen Grundlagen leidet.
Worin sieht der Deutsche Fußball-Bund die größten Vorteile? Jedes Kind spielt mit und hat Aktionen am Ball. Die Kinder spielen ein Spiel, dass ihren Fähigkeiten und Interessen gerecht wird. Damit wird der Spaß am Spiel gefördert. Die veränderten Spielformen schulen darüber hinaus die Selbstständigkeit der Spieler*innen und minimieren das Coachen durch die Trainer*innen und die Einflussnahme der Eltern auf das Nötigste. Die Kinder lernen, verstärkt eigene Lösungen zu finden.