Nach zwei Titelgewinnen in Folge müssen die Minden Wolves in diesem Jahr einem anderen dominanten Team den Vortritt lassen
Sie haben ihren Meister gefunden. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Während bei den Minden Wolves nach Ende des vierten Quarters Wunden lecken angesagt war, feierten ihre Gegenüber den vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft. Vor 2.500 begeisterten Zuschauern im altehrwürdigen Grotenburg-Stadion machten die Krefeld Ravens nach einer Demonstration der Stärke mit einem 41:2 (14:0, 7:0, 13:2, 7:0) im Spitzenspiel der Oberliga den Aufstieg in die Regionalliga perfekt. Dagegen schlichen die Wölfe wie begossene Pudel vom Spielfeld.
„Die Ravens haben uns eine Lehrstunde in Sachen Football erteilt, waren eine Klasse besser als wir. Das müssen wir neidlos anerkennen. Glückwunsch zum Titelgewinn an die Krefelder“, zeigt sich Volker Krusche, Sportdirektor der American Footballer der DJK Dom Minden, als fairer Verlierer.
Und Headcoach Phil Gamble, dem die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben war, pflichtete ihm bei: „Die Ravens hatten auf alles die passende Antwort. Sie haben sich super vorbereitet, haben uns genau analysiert. Eine sehr starke Leistung von ihnen.“ Egal, was die Wolves offensiv auch probierten, es gab kaum einmal ein Durchkommen. „Wir haben seit unserem Bestehen noch nie gegen eine so starke Defense gespielt“, betont Krusche. „Die hat fast fehlerfrei gespielt und uns immer wieder schnell gestoppt.“
„Wir haben unseren Meister gefunden!“
Aus Mindener Sicht war es ein Zusammenspiel aus eigenen Fehlern, die gegenüber der Hinspielniederlage nicht entscheidend minimiert werden konnten, und dem massiven Druck, den der Gegner über seine O-Line und seine „blitzenden“ Linebacker entwickelte. Und so kam von Anfang an keine Ruhe ins Spiel der Wolves. „Ich habe nicht verstanden, warum wir so nervös waren. Krefeld war der Favorit, da hätten wir uns eigentlich nicht so viel Druck machen müssen“, sieht Volker Krusche die verkorkste Anfangsphase als Hauptgrund dafür, dass man nie zum eigenen Spiel gefunden hat.
Einmal mehr waren es die Snaps – und das erneut über die gesamte Spielzeit – die nicht wie gewünscht kamen und den Quarterback durch aggressive Abwehrarbeit so stark unter Druck setzten, dass kaum ein vernünftiger Spielaufbau möglich war. Immer dann, wenn der Center den Ball gut zum Spielmacher passen konnte, waren allerdings Ansätze guter Angriffsaktionen zu erkennen. „Wenn man aber zu häufig nur zwei, manchmal sogar nur einen Ball an den Quarterback bringen kann, um die zehn und teilweise mehr Yards zu schaffen, ist die Offense leider schneller wieder vom Feld, als einem das lieb ist.“
Das schwache Spiel der Minden Wolves aber nur an den Snaps festzumachen, wäre viel zu einfach. Nach Punts oder KickOffs ließ man den Krefeldern einfach viel zu viel Raum, agierte nicht, sondern reagierte, setzte zu selten zum Tackle an und wurde dadurch überlaufen – und fand den Gegner schließlich zumeist nach einem 40-, 50-Yard-Return schon weit in der eigenen Hälfte wieder. Das machte es der Ravens-Offense natürlich leichter, die Endzone zu erreichen. Hinzu kamen weitere Schwächen, die das Ergebnis frühzeitig deutlich werden ließen.
„Eine herbe Klatsche, die aber letztlich heilsamer sein sollte, als ein anderes Ergebnis,“ befand Sportdirektor Krusche. „Wir müssen das sicherlich erst mal verdauen, dann aber daraus lernen. Wir haben ein Spiel deutlich verloren, mehr nicht! Das wird unser Projekt jetzt nicht infrage stellen. Krefeld ist einfach eine andere
Nummer, die in der Regionalliga auch gute Chancen auf den Titel haben wird.“
Ein kleines Lächeln hatte er dennoch im Gesicht. Fabrice Steinbach hatte zwei Wochen vor dem Gastspiel in Krefeld noch in der U19 der Wolves sein letzten Spiel gemacht. Bei den Ravens schenkte ihm Headcoach Phil Gamble in einem so wichtigen Duell das Vertrauen. Und der Rookie rechtfertigte es, spielte als Quarterback mit sehr viel Mut und wusste sich sehr gut in Szene zu setzen. Krusche: „In ihm haben wir ein großes Talent. Fabrice wird uns in der Zukunft noch sehr viel Freude bereiten!“
Der Titel geht an die Krefeld Ravens
Aber was bedeutet diese klare Niederlage nun für die Minden Wolves?
Volker Krusche: „Ganz einfach, dass die Meisterschaft entschieden war. Das der Titel an Krefeld ging, ist angesichts der Professionalität mit der dort gearbeitet wird und dem Kader den sie haben aber auch kein Wunder. Für uns sind die beiden verlorenen Spiele gegen die Ravens die ersten beiden Niederlagen überhaupt. Es war klar, dass es uns irgendwann erwischen würde. Ich hätte mir nur gewünscht, dass wir näher an Krefeld dran gewesen wären. Waren wird angesichts der Klasse des Gegners aber nicht, was jedoch nicht weiter schlimm ist.“
Und wie geht es jetzt weiter?
Krusche: „Zunächst gilt es mit Niederlagen leben zu lernen. Das ist überall im Sport so. Nur wer damit umgehen kann, kommt gestärkt daraus zurück. Davon bin ich überzeugt. Wir sind zweimal hintereinander ungeschlagen Meister geworden, haben als Aufsteiger in diesem Jahr die Vizemeisterschaft eingefahren. Ist das nichts? Ich hätte das bei unserem Ligastart in 2021 sofort unterschrieben. Und darauf lässt sich dann auch aufbauen.“
Was bringt die Zukunft?
Krusche: „Da gibt es für ein junges Projekt, das wir ja immer noch sind, viele Dinge, die man anschieben, aus denen man lernen muss. Angefangen mit der Nachwuchsarbeit, die in diesem Jahr schon erfolgreich war, aber noch erfolgreicher werden soll. Und im Seniorbereich wollen wir alles dafür tun, um im nächsten Jahr dort zu stehen, wo Krefeld jetzt steht. Dazu gehört ein gutes Team, dazu gehören noch mehr gute Coaches. Dazu gehört aber auch weiterhin das Vertrauen der Zuschauer und der Sponsoren. Schließlich wollen wir den Weg gemeinsam als eine Familie gehen. Daran ändert mit Sicherheit auch eine klare Niederlage nichts. Keiner fordert, dass wir Jahr für Jahr einen Durchmarsch machen. Auch wir müssen uns entwickeln. Und das immer mit dem Blick auf die Bodenhaftung, denn wir sind und bleiben in dem, was wir tun, bodenständig.“